Curvy-Flaute: Trend oder Rückschritt?
21 Nov, 2025Die Modebranche befindet sich ständig im Wandel – das wissen wir als Modelagentur wie kaum jemand sonst. Trends entstehen, verschwinden, und kommen oft in neuer Form wieder zurück. Doch was genau passiert gerade? Warum entwickelt sich die Modewelt wieder in Richtung schlankere Körper? Und ist die Diversität, die wir so lange aufgebaut haben, wirklich bedroht? Wir geben euch im folgenden Artikel einen transparenten Einblick in unsere Erfahrungen.
Eines der sichtbarsten gesellschaftlichen Themen der letzten Jahre war die Body-Positivity-Bewegung: Mehr Platz für Curvy Models, mehr Vielfalt auf dem Laufsteg, mehr Plus-Size-Power in Kampagnen. Doch in jüngster Zeit erleben wir einen bemerkbaren Rückgang – eine Entwicklung, die nicht nur Social Media, sondern auch klassische Mode- und Werbewelt betrifft. Viele fragen sich: Ist der Hype um Diversität schon wieder vorbei oder befinden wir uns nur in einer Phase der Neuorientierung?
Curvy Models verschwinden langsam wieder aus Kampagnen und Werbespots. Ein Trend, den auch große Medien – darunter 20 Minuten Schweiz – beobachten und mit dem wir uns als Modelagentur intensiv auseinandersetzen. Unser Geschäftsführer Melke Cetin wurde hierzu bereits interviewt und bestätigte die spürbare Veränderung auf dem Markt. Die Debatte zeigt deutlich: Der Umgang mit Körperbildern bleibt ein sensibles Thema – und eines, das ständig im Wandel ist.
Gerade in der Mode- und Werbebranche hat Body Positivity mehr als nur ein paar Saisons geprägt – sie hat ein Bewusstsein geschaffen. Auch wenn der aktuelle Rückgang von Curvy und Plus Size Models auf den ersten Blick wie ein Rückschritt wirkt, lohnt sich ein genauerer Blick: Welche Faktoren beeinflussen diese Entwicklung – und was bedeutet sie für Talente, Marken und Agenturen?
# Der spürbare Rückgang von Curvy & Plus Size Models: eine Entwicklung, viele Ursachen
Die Nachfrage nach Plus Size und Curvy Models ist im Vergleich zu den letzten Jahren tatsächlich gesunken. Marken, die zuvor bewusst auf Vielfalt gesetzt haben, kehren aktuell wieder stärker zu schlankeren Modeltypen zurück. Viele Curvy-Talente berichten von weniger Booking-Anfragen, und auch unsere Modelagentur registriert eine spürbare Zurückhaltung in diesem Segment.
Dieser Rückgang ist jedoch kein isoliertes Phänomen, sondern das Ergebnis verschiedener gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen. Kampagnenbudgets, Trendzyklen, Social-Media-Dynamiken und veränderte Markenstrategien spielen hier gleichermaßen eine Rolle. Während einige Brands Vielfalt weiterhin sichtbar leben, treten andere bei diesem Thema gerade etwas leiser auf.
Ozempic: Ein Einflussfaktor der neuen Körpertrends?
Ein oft diskutierter Punkt in diesem Zusammenhang ist das Medikament Ozempic, das ursprünglich zur Behandlung von Diabetes eingeführt wurde, heute aber verstärkt zur Gewichtsreduktion eingesetzt wird. Seine wachsende Popularität beeinflusst die Wahrnehmung von Körperbildern – und damit indirekt auch die Modebranche.
Gerade in Social Media sehen wir, wie sich Körperideale erneut verschieben. „Skinny is back“ ist ein Trend, der online massiv kursiert. Solche Strömungen haben nachweislich Einfluss darauf, wen Marken für Kampagnen buchen und wie sie ihre Bildsprache ausrichten. Schlankere Silhouetten, weniger sichtbare Kurven und ein stärkerer Fokus auf „klassische“ Modelmaße sind wieder häufiger zu sehen.
Doch wir möchten betonen:
Ozempic ist nur ein Puzzlestück. Der Rückgang der Body-Positivity-Bewegung hat mehrere Ursachen – von gesellschaftlichen Strömungen über Medienbilder bis hin zu wirtschaftlichen Entscheidungen in Marketingabteilungen. Vielfalt verschwindet nicht – sie wird derzeit nur weniger laut erzählt.
# Wie wir bei the-models diese Entwicklung erleben
Als professionelle Modelagentur mit einem großen Plus Size und Curvy Portfolio sehen wir die Veränderungen aus nächster Nähe. Die Anzahl der Anfragen für Curvy Models ist zurückgegangen – aber längst nicht verschwunden. Viele unserer langjährigen Talente, sowohl Curvy Frauen als auch Plus Size Männer, stehen weiterhin regelmäßig vor der Kamera, wenn Marken bewusst auf Authentizität und Diversität setzen.
Unsere Projekt Managerin Alison Steinke, die täglich im Austausch mit internationalen Brands steht, bestätigt:

Alison Steinke
Project Manager bei the-models GmbH
„Ja, wir merken, dass die Curvy-Anfragen weniger geworden sind. Aber gleichzeitig legen viele unserer Kunden mehr denn je Wert auf ein authentisches, nicht makelloses Erscheinungsbild. Charakter, Echtheit und individuelle Schönheit sind weiterhin extrem gefragt. Das zeigt uns: Diversität ist nicht weg – sie ist nur leiser geworden.“
Diese Aussage trifft den Kern der Situation sehr gut. Wir sehen, dass Marken zwar teilweise wieder schlankere Models buchen, aber nach wie vor Diversität suchen – nur in einem etwas veränderten Ausdruck:
- echte Haut statt perfekter Retusche,
- sichtbare Merkmale statt „Copy-Paste“-Looks,
- natürliche Imperfektionen statt künstlicher Perfektion,
- individuelle Ausstrahlung statt austauschbarer Gesichter.
All das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Trend nicht rückläufig ist, sondern sich lediglich neu formt. Diversität verlagert sich – weg von reinen Konfektionsgrößen, hin zu einem breiteren Verständnis von Individualität.
# Warum wir überzeugt sind: Diversität wird in der Modewelt stärker zurückkommen
Auch wenn Curvy und Plus Size Models aktuell etwas weniger sichtbar sind, blicken wir optimistisch in die Zukunft. Mehrere Faktoren sprechen dafür, dass Diversität nicht nur bleibt, sondern langfristig sogar an Bedeutung gewinnt:
Gesellschaftliche Erwartungshaltung
Konsument:innen wünschen sich realistische Körperbilder. Social Media treibt diese Forderung voran – nicht nur in Nischen-Communities, sondern in der breiten Öffentlichkeit. Marken, die langfristig erfolgreich sein wollen, können sich nicht auf ein einziges Schönheitsideal beschränken.
Authentizität als Markenwert
Authentische Werbekampagnen funktionieren besser. Das wissen Marketingteams und Creative Directors – und handeln entsprechend. Wer nur glatte Ideale zeigt, wirkt schnell aus der Zeit gefallen.
Mode arbeitet zyklisch
Mode folgt Wellenbewegungen. Was heute „out“ ist, kann in zwei Saisons wieder im Zentrum stehen. Das gilt für Schnitte, Farben – und auch für Körperbilder.
Diversität ist kein Trend, sondern ein Bewusstseinswandel
Die Body-Positivity-Bewegung hat eine ganze Generation geprägt. Dieses Bewusstsein lässt sich nicht einfach zurückdrehen. Selbst wenn die Sichtbarkeit temporär schwankt, bleibt die zugrunde liegende Haltung bestehen.
# Unsere Verantwortung als Modelagentur
Als eine der führenden Modelagenturen im deutschsprachigen Raum sehen wir es als unsere Aufgabe:
- Vielfalt sichtbar zu machen,
- verschiedene Körperformen zu fördern,
- und Talente unabhängig ihrer Konfektionsgröße zu unterstützen.
Wir arbeiten weiterhin eng mit unseren Plus Size und Curvy Models, investieren in ihre Karrieren und stärken ihre Position am Markt – auch wenn die Nachfragen derzeit etwas abgenommen haben. Anstatt diese Phase als Rückschritt zu betrachten, sehen wir sie als Zwischenzeit, in der sich die Branche neu sortiert.
Gleichzeitig verstehen wir uns als Partner für Marken, die ihren Blick auf Diversität schärfen möchten. Wir beraten unsere Kund:innen, wenn es darum geht, Kampagnen inklusiver zu gestalten und echte Vielfalt abzubilden – nicht nur in der Größe, sondern in Alter, Herkunft, Ausstrahlung und Persönlichkeit.
So tragen wir aktiv dazu bei, dass sich die Mode- und Werbewelt langfristig weiter öffnet. Diversität ist für uns kein kurzfristiges Verkaufsargument, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Markenkommunikation – und damit auch unserer täglichen Arbeit.
Curvy & Plus Size Models buchen
# Body Positivity macht gerade Pause – aber sie verschwindet nicht
Auch wir bei the-models merken, dass Plus Size und Curvy Models aktuell weniger häufig gebucht werden. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von gesellschaftlichen Normverschiebungen bis zu medikamentenbedingten Körperveränderungen.
Kurzfristige Trends und mediale Hypes prägen, welche Körperbilder sichtbar sind – und welche vorübergehend weniger im Fokus stehen.
Doch wir sind überzeugt: Diversität stirbt nicht aus. Sie wird zurückkommen – lauter, bewusster und nachhaltiger als zuvor. Denn Vielfalt ist kein Marketing-Gag, sondern ein Abbild der Realität. Und genau diese Realität wollen viele Konsument:innen in Kampagnen, auf Plakaten und in Social Feeds sehen.
Wir stehen weiterhin für echte Vielfalt, authentische Schönheit und Models, die die Realität widerspiegeln – nicht künstliche Ideale. Ob Curvy, Plus Size, Classic, Best Ager oder Tattoo-Model: Für uns zählt, dass Persönlichkeiten sichtbar werden, die Geschichten erzählen und sich selbst treu bleiben.
Hinweis: Dieser Artikel spiegelt unsere Beobachtungen als Modelagentur sowie aktuelle Markttrends wider. Unser Ziel ist es, zur Diskussion rund um Körperbilder, Diversität und faire Repräsentation beizutragen – und Talente in all ihrer Vielfalt sichtbar zu machen.
