,,SkinnyTok‘‘ & Diätkultur: Verliert Diversität an Wert?
04 Aug, 2025In der sich rasant wandelnden Welt der sozialen Medien entstehen täglich neue Trends. Einer der derzeit meistdiskutierten: „SkinnyTok“ – ein Hashtag und Phänomen auf TikTok, das Millionen Aufrufe generiert. Was auf den ersten Blick nach harmlosen Ernährungstipps oder Fitnessinspiration aussieht, birgt bei genauerem Hinsehen gefährliche Tendenzen, die wir schon als überwunden glaubten. Was das für die betroffenen Personen und die Diversität in der Branche bedeutet, zeigen wir in diesem Beitrag.

# Was ist „SkinnyTok“ und warum ist es gefährlich?
„SkinnyTok“ ist eine Subkultur auf TikTok, in der sich Inhalte rund um die Themen Abnehmen, Kalorienzählen, Fasten, Maße und „Thinspo“ (Kurzform für „Thin Inspiration“) drehen. Viele Videos zeigen vermeintlich harmlose „What I Eat in a Day“-Formate, bei denen Nutzer:innen dokumentieren, was sie an einem typischen Tag essen. Doch bei genauerem Hinsehen verbirgt sich hinter einigen dieser Beiträge ein problematisches Schönheitsideal, das stark restriktive Diäten oder ungesunde Körperideale nicht nur normalisiert, sondern teilweise sogar glorifiziert.
Während einzelne Inhalte auf den ersten Blick als Fitness- oder Ernährungstipps erscheinen mögen, senden sie unterschwellig gefährliche Botschaften: Kalorienzählen wird zur täglichen Pflicht, Essen zur „Belohnung“, Hungern zum Zeichen von Disziplin. Besonders besorgniserregend ist, dass diese Beiträge meist ein sehr junges Publikum erreichen – darunter auch Kinder und Jugendliche, die sich noch in ihrer körperlichen und psychischen Entwicklung befinden. Viele von ihnen verfügen noch nicht über die notwendige Medienkompetenz oder das Wissen über gesunde Ernährung, um solche Inhalte kritisch einzuordnen. In der Folge können unrealistische Körperbilder entstehen, die zu Selbstzweifeln, einem gestörten Essverhalten oder sogar ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
TikTok und andere soziale Netzwerke wirken hier wie ein Verstärker: Inhalte mit hoher Interaktion werden bevorzugt ausgespielt – unabhängig davon, ob sie potenziell schädlich oder verharmlosend sind. Das erhöht die Sichtbarkeit von „SkinnyTok“-Inhalten und setzt junge Nutzer:innen zusätzlich unter Druck, einem körperlichen Ideal zu entsprechen, das häufig weit entfernt von einem gesunden Lebensstil ist.
Nicht immer kann man „SkinnyTok“ Videos direkt von harmlosen „What I Eat in a Day“-Videos unterscheiden, doch es gibt einige Merkmale, die darauf hinweisen können:
- Kalorienangaben unter 500 kcal pro Tag bei ,,What I Eat in a Day‘‘-Videos
- Provokante Hashtags wie #proana oder #thinspo
- Videos mit Vor- und Nachher-Bildern nach extremer Gewichtsabnahme
- Aussagen, die auf ein gestörtes Essverhalten hinweisen, z. B.:
- „Ich habe das Mittagessen ausgelassen, um mir das Abendessen zu verdienen.“
- „Nach dem Essen mache ich extra viel Sport.“
- „Nach dem Essen fühle ich mich immer schuldig.“
Während TikTok-Algorithmen Inhalte verstärken, die hohe Interaktionen erzeugen, bekommen gerade junge NutzerInnen diese Videos häufig ungefiltert präsentiert ¬- oft ohne wissenschaftlichen Kontext oder gesundheitliche Einordnung. Das ist besonders gefährlich, da sie oft noch nicht über ein ausreichendes Wissen im Bereich Ernährung und Gesundheit verfügen und damit der Gefahr eines negativen Körperbildes noch stärker ausgesetzt sind. Dabei wird zunehmend Druck ausgeübt, diesem Schönheitsideal zu entsprechen - etwa durch soziale Medien, Werbung oder gesellschaftliche Erwartungen. In extremen Fällen kann dies zu Depressionen führen oder als Folge gestörten Essverhaltens ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen.
# Das Problem mit der „neuen“ Diätkultur

Obwohl der Begriff „Diät“ längst nicht mehr nur für Gewichtsverlust steht, sondern zunehmend mit gesunder Lebensführung oder medizinischer Ernährung verknüpft wird, kehrt auf Plattformen wie TikTok eine problematische Romantisierung von Untergewicht zurück. Schlank zu sein wird gleichgesetzt mit Disziplin, Erfolg und Attraktivität - eine gefährliche Botschaft, insbesondere für Teenager.
Besonders kritisch wird es, wenn diese Beiträge als vermeintlich „gesunder Lifestyle“ promotet werden und damit werben, auf „gesunde Weise“ in kurzer Zeit viel abzunehmen. Die Diätkultur in den sozialen Medien unterscheidet sich von früheren Jahrzehnten nur durch ihre Verpackung. Wo früher in Magazinen Hungerkuren propagiert wurden, wirken heute Creator:innen scheinbar nahbar und authentisch - doch das Ideal bleibt oft das gleiche: dünner ist besser.
Dabei ist dieses Schönheitsideal keineswegs neu. Schon in den 1990er- und 2000er-Jahren wurde das sogenannte Size Zero-Ideal in der Modebranche massiv beworben. Auch Skinny Models prägten Laufstege und Modekampagnen. In Online-Foren kursierten problematische Inhalte unter Schlagwörtern wie Thinspiration oder Thinspo - ein Kofferwort aus thin (dünn) und inspiration, das extrem schlanke Körper als erstrebenswert inszeniert. Besonders bedenklich war die Pro-Ana-Bewegung (Pro-Anorexia), die Magersucht nicht als Krankheit, sondern als Lifestyle propagierte.
TikTok & Co. greifen diese alten Ideale nun in neuer Form wieder auf - scheinbar harmlos verpackt, aber mit ähnlich gefährlicher Wirkung.
# Verantwortung in der Mode- und Modelbranche

Als Modelagentur beobachten wir diese Entwicklung mit Sorge – nicht nur aus gesundheitlicher Sicht, sondern auch im Hinblick auf Vielfalt, Authentizität und Nachhaltigkeit in der Modewelt und Modelbranche.
Die Branche hat in den letzten Jahren bedeutende Schritte in Richtung Diversität gemacht. Plus Size Models, nicht-binäre Talente, Best Ager und individuelle Schönheitsbilder, die vom klassischen weiblichen Model abweichen, gewinnen zunehmend an Sichtbarkeit, so wie sie in unserer Agentur vertreten sind. Dennoch übt Social Media einen starken Druck auf junge Talente aus, bestimmten Körperidealen zu entsprechen – auch jenen, die wir längst zu überwinden glaubten.
Wir sehen es als unsere Verantwortung, Talente zu fördern, die sich in ihrer Haut wohlfühlen, und sie über die Gefahren von Selbstoptimierungswahn, Kalorienkult und toxischen Online-Trends aufzuklären. Ebenfalls ist es uns wichtig, die Bedeutung der Diversität nicht zu verlieren und vor allem in der Modebranche am Leben zu halten.
# Was tun gegen SkinnyTok & Co?
Statt Diättrends zu befeuern, braucht es echte Gespräche über Körperwahrnehmung, psychische Gesundheit, gesunde Ernährung und den Einfluss sozialer Medien auf unser Selbstbild.
Dazu gehören:
- Medienkompetenz fördern – besonders bei jungen Models, New Faces und FollowerInnen
- Echte Vorbilder sichtbar machen, die für gesunde Lebensstile und mentale Stärke stehen
- Transparenz in der Branche schaffen, was Körperanforderungen und Castings betrifft
- Zusammenarbeit mit PsychologInnen und ErnährungsberaterInnen, um Talente umfassend zu unterstützen
- Gefährliche Inhalte melden – um sich und andere vor schädlichen Einflüssen zu schützen

# Diversität macht Mode aus
„SkinnyTok“ ist mehr als nur ein viraler Trend – es ist ein Spiegelbild einer Gesellschaft, die immer noch mit strengen Schönheitsidealen kämpft. Auch wenn viele denken, dass dieses Ideal in der Modebranche stark vertreten wird, können wir als Agentur eine Gegenstimme bieten und stolz sagen, dass sich die Diversität nicht nur in den Bewerbungen der Models widerspiegelt, sondern auch der Wunsch nach dieser Vielfalt in den Anfragen der Kunden zeigt.
Nicht durch Abgrenzung, sondern durch aktive Gestaltung. Wir als Modelagentur glauben: Schönheit ist keine Kleidergröße. Und Erfolg, kein Kalorienwert.
Neugierig, was wirklich zählt, um Model bei uns zu werden? Dann schau dir gerne unseren Blogbeitrag „Model werden: Diese Voraussetzungen zählen heute wirklich“ dazu an!
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